CO2: Onlinehandel besser als sein Ruf?

13.04.2021

Vma

ielen Menschen gilt E-Commerce wegen des Transports bis zur Haustür als Klimasünder. Doch Amazon und Co sind in ihrer Klimabilanz womöglich besser als ihr Ruf. Zu diesem Ergebnis kommt eine gemeinsame Studie der Strategieberatung Oliver Wyman und der Logistics Advisory Experts, einem Spin-off der Universität St. Gallen, in acht europäischen Ländern. Laut der Analyse im Auftrag des Online-Händlers Amazon schneidet der Internet-Handel beim CO2-Ausstoß pro verkauftem Artikel über die gesamte Lieferkette hinweg in den einzelnen Staaten im Schnitt um den Faktor 1,5 bis 2,9 besser ab. Das gilt für alle Branchen – außer für Lebensmittel.

Beauftragt wurden die Forscher und Strategieberater vom Online-Händler Amazon. In ihrer unabhängigen Studie untersuchten die Experten die gesamte Lieferkette und ermittelten, dass beim Kauf eines Produktes im stationären Non-Food-Handel im Schnitt 2.000 Gramm CO2 freigesetzt werden – für eine Online-Lieferung dagegen nur 800 Gramm. Die Logistikexperten haben diesen Effekt im Detail nachgerechnet. So verursacht der stationäre Kauf eines Buchs über alle Länder hinweg im Schnitt das 1,6-Fache des CO2-Ausstoßes im Vergleich zum Online-Shopping, bei Modeprodukten ist es sogar das 2,9-Fache – Retouren sind dabei einberechnet.

Individuelles Verhalten kann allerdings einen entscheidenden Unterschied machen. „Wer zu Fuß zum Buchladen geht, kommt auf die gleiche Klimabilanz wie der Online-Käufer“, sagt Joris D’Incà von Oliver Wyman. Weil viele City-Shopper aber mit dem Auto unterwegs sind, liegt der E-Commerce auch bei der Verkehrsbelastung besser. „Der gebündelte Lieferverkehr in der Paketauslieferung spart das 4- bis 9-Fache an Individualverkehr ein und entlastet damit Innenstädte.“

Deutschlands stationäre Händler hinterlassen im europäischen Vergleich den größten ökologischen Fußabdruck. „Ursache sind hohe CO2-Emissionen der Gebäude“, erklärt D‘Incà. Diese könnten allerdings mit einem höheren Einsatz erneuerbarer Energien sinken. „Moderne Filialen setzen hier bereits neue Standards. Auch die öffentliche Hand kann hier mit Förderungen für energetische Sanierung Anreize setzen.“

Betrachtet wurden neben Deutschland noch Frankreich, Großbritannien, Italien, die Niederlande, Polen, Schweden und Spanien. In allen Ländern zusammen legte der Anteil des E-Commerce am gesamten Handelsumsatz in den Jahren 2010 bis 2019 von vier auf elf Prozent zu – in Deutschland erreichte er zwölf Prozent. „Mit einem jährlichen Wachstum von 15 Prozent entwickelte sich der E-Commerce dynamischer als der stationäre Handel und steuerte trotz eines deutlich geringeren Marktanteils absolut betrachtet rund die Hälfte des Gesamtzuwachses der letzten zehn Jahre bei“, sagt D’Incà.

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Quelle:

www.oliverwyman.de

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