Klimaneutrale Produkte: Verbraucher greifen zu

02.05.2021

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mmer mehr Produkte im Handel werden als „klimaneutral“ oder „CO2-neutral“ ausgewiesen. Viele Unternehmen nutzen ein solches Label, um ihren Beitrag für mehr Klimaschutz sichtbar zu machen und sich damit bei ihren Kunden zu positionieren. Das Nachhaltigkeits-Medium Utopia hat nun Verbraucher gefragt, wie sie das finden. Die wichtigsten Ergebnisse:

Hohes Vertrauen in das Label „klimaneutral“
72 Prozent der Befragten bringen dieser Kennzeichnung Vertrauen entgegen, nur 21 Prozent sind misstrauisch. Für die allermeisten Befragten (82 Prozent) sind solche Angebote ein Beleg, dass sich ein Unternehmen aktiv für den Klimaschutz engagiert. Allerding hängt die Glaubwürdigkeit von Klimaschutzaussagen ab von der Reputation, die die Unternehmen bereits bei ihren Kunden haben.

Guter Wissensstand beim Thema Klimaneutralität beeinflusst Kaufverhalten
64 Prozent der befragten Verbraucher geben an, einigermaßen Bescheid zu wissen, was Klimaneutralität bei Unternehmen und Produkten bedeutet. 30 Prozent denken, dass sie darüber genau Bescheid wissen. Diese selbst
eingeschätzte Kompetenz beeinflusst das Kaufverhalten: 80 Prozent derjenigen, die sich als besonders gut informiert empfinden, haben schon einmal gezielt ein entsprechend gekennzeichnetes Produkt gekauft. Bei denjenigen, die sich weniger gut auskennen, sind es nur 39 Prozent. Hinzu kommt: 42 Prozent der gut Informierten sind auch „voll und ganz“ bereit, einen höheren Preis für klimaneutrale Produkte zu zahlen – gegenüber 20 Prozent bei denjenigen, die kein genaues Verständnis davon haben.

Je jünger, desto positiver gegenüber klimaneutralen Produkten
Bereits 80 Prozent der befragten 18-24-jährigen und 72 Prozent der 25-34-jährigen haben sich schon einmal gezielt für ein klimaneutrales Produkt oder eine Dienstleistung entschieden. Bei allen anderen Altersgruppen sind es etwa 10 Prozent weniger. 90 Prozent der 18-34-jährigen sind auch bereit einen Mehrpreis für klimaneutrale Produkte zu bezahlen.

Wichtigste klimaneutrale Produkte: Lebensmittel, Elektronik und Bekleidung
Diese drei Bereiche werden je von fast der Hälfte der Teilnehmenden genannt. Es folgt Mobilität im Alltag mit 42 Prozent Reisen und Urlaub mit 40 Prozent und Banken und Versicherungen mit 19 Prozent.

Hohe Erwartungshaltung an Unternehmen
Mehr als 64 Prozent der Befragten denken, dass bei als “klimaneutral” gelabelten Produkten die Emissionen entlang des gesamten Lebensweges der Produkte berücksichtigt werden – von der Rohstoffgewinnung bis zur Entsorgung. Dieser Anspruch steigt sogar noch mit wachsendem Informationsniveau: Bei den gut Informierten haben 70 Prozent diese Erwartung.

Klimaneutrale Produkte: wie Unternehmen glaubwürdig bleiben

Genau hier lauern auch Gefahren für Unternehmen, wenn sie mit Klimaneutralität werben wollen. In den Medien war zuletzt von Abmahnungen gegen Unternehmen die Rede, die mit dem Begriff „klimaneutral“ werben – bezogen auf das gesamte Unternehmen, Teilbereiche davon oder einzelne Produkte. Gegen mehrere Unternehmen, darunter Aldi Süd, hat die „Wettbewerbszentrale“ Unterlassungsklagen eingereicht. Einige Unternehmen haben daraufhin Verpflichtungserklärungen gegenüber abgegeben, die Gerichtsverfahren in den anderen Fällen sind alle noch offen. Die Kritik richtet sich gegen Werbebotschaften wie: „erster klimaneutraler Lebensmitteleinzelhändler“, „wir handeln klimaneutral“ oder „klimaneutrales Premium-Heizöl“. Die „Wettbewerbszentrale“ hält diese Aussagen für irreführend beziehungsweise intransparent und unkonkret. Dadurch werde der Eindruck erweckt, dass die Klimaneutralität zu 100 Prozent durch emissionsvermeidende beziehungsweise emissionsreduzierende Maßnahmen erreicht werde, die das Unternehmen selbst und seine Produkte betreffen: etwa in den eigenen Produktionsprozessen, der Logistik oder dem Vertrieb. Dies sei aber – so die Kritik – tatsächlich nicht der Fall, die Klimaneutralität stelle lediglich ein rechnerisches Ergebnis dar, das durch den Kauf von CO₂-Ausgleichszertifikaten erreicht werde. Darauf müsse in der Werbung explizit hingewiesen werden.

Lesen Sie in dieser FAQ, was an dieser Kritik dran ist, und was Unternehmen beachten müssen, um Abmahnungen zu vermeiden.

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Quelle:
www.utopia.de

Foto: dm Pressestelle