Nachhaltige Geldanlage: Anleger greifen zu

28.08.2020

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achhaltige und ethisch korrekte Geldanlagen sind in. Die Angebote von Banken, Vermögensverwaltern und Fondgesellschaften treffen auf ein immer größeres Interesse der Kunden. Das Anlage-Volumen in Deutschland hat sich binnen eines Jahres verdoppelt.

Knapp 34 Prozent der Befragten geben in einer repräsentativen Studie der privaten Quirin-Bank an, dass sie bei der Geldanlage stärker auf Nachhaltigkeit achten wollen. Daraus ergibt sich für die Finanzbranche ein erhebliches Potenzial, denn derzeit wird nur etwa jeder zehnte Euro nachhaltig angelegt. Dieser Anteil könnte bis 2025 auf 25 Prozent steigen. Rund zwei Drittel der Befragten haben bislang noch überhaupt keine entsprechenden Anlagen im Depot.

Die Umfrage der Bank bestätigt einen Trend, dem aufmerksame Kunden von Banken und anderen Finanzinstituten schon begegnet sein dürften, die entsprechende Angebote aktiv bewerben. Der Grund dafür ist die wachsende Nachfrage an solchen Produkten: laut dem dem jüngsten Marktbericht des Forums Nachhaltige Geldanlagen investierten private Anleger 2019 rund 18 Milliarden Euro neu in entsprechende Produkte. 2018 lag diese Summe noch bei rund 9,4 Milliarden Euro. Fast 100% Wachstum in nur einem Jahr!

Insgesamt beliefen sich die Anlagen privater wie institutioneller Anleger in Produkte, die Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien in den Anlagebedingungen festschreiben, Ende 2019 auf 269,3 Milliarden Euro. Das sind 23 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Hinter dem deutlich gestiegenen Interesse privater Anleger an nachhaltigen Anlagen steht nach Einschätzung des FNG vor allem die zunehmende Berichterstattung über das Thema in der letzten Zeit. „Für die kommenden Jahre erwarten wir einen weiteren Schub für die nachhaltige Geldanlage privater Anleger“, stellte Volker Weber fest, der Vorstandsvorsitzende des FNG fest.

Soziale Kriterien sind vielen Anlegern wichtig.

Beinahe alle Produkte im Bereich nachhaltiger Geldanlage arbeiten mit Ausschlusskriterien, um den Zielen der Nachhaltigkeit widersprechende Investitionen auszuschließen. Bei Anlagen in Unternehmen (z.B. Aktien) werden dabei die durch den Katalog UN Global Compact abgedeckten Bereiche Korruption und Bestechung, Arbeitsrechtsverletzungen, Umweltzerstörung und Menschenrechtsverletzungen am häufigsten als Ausschlusskriterien aktiviert; sie nehmen die ersten vier Ränge der Top Ten der in Deutschland genutzten Ausschlusskriterien ein. Auf Rang fünf folgt der Ausschluss von Unternehmen, die Kohle fördern und/oder verstromen. Zusätzlich zu den Ausschlusskriterien ist 2019 die Nutzung des Best-in-Class-Ansatzes deutlich angestiegen. Vergleichsweise hohe Wachstumsraten verzeichneten auch die aktive Stimmrechtsausübung sowie die Integration von Nachhaltigkeitskriterien als Chancen und Risiken in die traditionelle Finanzanalyse.

Private Anleger achten besonders auf soziale Kriterien, wie die Umfrage der Quirin-Bank ergeben hat: Keine Korruption (56 Prozent), glaubhafte Achtung der Menschenrechte (50 Prozent) und faire Arbeitsbedingungen (49 Prozent) werden von vielen als sehr wichtig betrachtet. Niedrige CO2-Emissionen sind 36 Prozent der Befragten sehr wichtig. Ein Teil der Anleger (28 Prozent) ist sogar bereit auf Rendite zu verzichten, wenn sie ihr Geld nachhaltig anlegen. Doch das müssen sie gar nicht.

Nachhaltige Geldanlage schlägt sich nicht nur in der Krise besser.

Weiteren Rückenwind dürfte die nachhaltige Geldanlage erhalten, wenn sich die ersten Studien bestätigen, wonach die nachhaltigen Fonds eine höhere Krisenfestigkeit aufweisen als ihren konventionellen Pendants. So zeigt eine Analyse von mehr als 2.000 Aktienfonds durch das Institut Scope Analysis, dass nachhaltige Aktienfonds im schwierigen ersten Quartal 2020 in allen betrachteten Regionen – Global, Europa, Nordamerika und Schwellenländer – weniger an Wert verloren als ihre konventionellen Wettbewerber. Auch die Stiftung Warentest hat den herkömmlichen Weltaktienindex MSCI World mit seinem nachhaltigen Pendant MSCI World SRI verglichen – die letzten drei Buchstaben stehen für Socially Responsible Investment. Das Ergebnis: Seit einigen Jahren schon läuft der nachhaltige Index besser. Und nicht nur das: Sowohl im Jahr vor Beginn der Corona-Pandemie als auch seit dem Börsencrash im Februar hat sich der Nachhaltigkeitsindex besser geschlagen als der klassische Index.

gh

Quellen
www.forum-ng.org
www.quirinprivatbank.de

Foto: fotalia