Nachhaltigkeit über den Tod hinaus

11.01.2021

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rüne Linie heißt ein Angebot, das ein Bestattungsunternehmen in Bonn für die Branche entwickelt hat. Es richtet sich an Menschen und ihre Angehörigen, denen Nachhaltigkeit wichtig ist, und die nach dieser Prämisse auch den letzten Weg gehen möchten. Beteiligen können sich Bestatter in ganz Deutschland.

„Jemand hat sich sein Leben lang bemüht, ökologisch nachhaltig und, so gut es eben geht, im Einklang mit seiner Umwelt zu leben. Nun soll der letzte Fußabdruck, der hinterlassen wird, natürlich ebenfalls möglichst grün sein“, heißt es in der Beschreibung des Ansatzes. Dazu hat das Bonner Bestattungsunternehmen Hebenstreit & Kerntrup ein durchgängiges Bestattungsangebot zusammengestellt, das Nachhaltigkeitskriterien erfüllt und bereits mehrfach ausgezeichnet wurde.

So werden Särge dafür ausschließlich in geölter Kiefer oder Eiche angeboten – ohne Lösemittel, Leime, Lacke und Kunststoff. Die Griffe bestehen aus Holz oder Seil. Der Sarg wird von lokalen Schreinern hergestellt – aus Holz aus regionalem und nachhaltigem Forstbetrieb. Auch die Innenausstattung ist vollständig biologisch abbaubar. Die Sargpolster sind mit Holzwolle oder Sägespänen gefüllt und auch die sonstige Sargausstattung besteht aus Naturstoffen. Die Kleidung des Verstorbenen sollte ebenfalls aus vergänglichen Materialien wie Baumwolle, Leinen oder Seide bestehen. Nachdem sich der Sarg im Boden zersetzt hat, benötigt beispielsweise Kleidung aus Baumwolle oder Leinen nur rund 5 Monate, um von der Natur abgebaut zu werden. Kleidung aus Polyester hingegen bleibt Jahrzehnte lang völlig unverändert erhalten – und stört so die natürlichen Prozesse im Erdreich.

Die Trauergäste erhalten auf Wunsch Einladungen auf Naturpapier und können den ortsnahen Friedhof (falls möglich) zu Fuß, mit dem Fahrrad oder öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen. Der Blumenschmuck ist jahreszeitlich orientiert wählbar und stammt möglichst aus heimischem Freilandanbau.

Das Grabmal ist aus Naturstein regionaler Steinbrüche (nicht wie so häufig aus Fernost!) und sollte in handwerklicher Arbeit von ortsansässigen Steinmetzbetrieben hergestellt werden. Eine geringere Farbauswahl und Vielfalt kann dabei leicht durch kunsthandwerkliche Arbeit kompensiert werden. Zur Verfügung stehen z.B. Sandstein, Diabas, Jura-Kalkstein, Säulenbasalt aus dem Westerwald, Basalt und Basaltlawa aus der Eifel, Grauwacke aus dem Bergischen und Granit aus den Deutschen Mittelgebirgen. Eine weitere und sehr nachhaltige Möglichkeit ist das Recycling, bzw. die  Umarbeitung bereits bestehender und nicht mehr verwendeter Grabmäler.

Die Grabbepflanzung sollte aus Gehölzen, Stauden und Gräsern der Region bestehen – mit einem möglichst kleinen Anteil an Wechselbepflanzung und damit geringem Gießaufwand. Stauden, Sommerblumen oder Rosen mit ungefüllten Blüten sollten bevorzugt werden. Sie bieten Nahrung für Bienen und andere bestäubende Insekten. Auf jeden Fall sollte in diesem Zusammenhang auf Pflanzenschutzmittel und künstliche Blumen verzichtet werden.

In der Folge wird der Friedhof als Biotop mit seinem großen Baumbestand und seiner unwahrscheinlichen Artenvielfalt gestärkt – und bleibt dadurch ein wertvoller Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Dies bietet vor allem auch den bedrohten Arten einen Rückzugsraum. Brutvögel, Fledermäuse, Laufkäfer, holzbewohnende Käfer, Spinnen, Bienen und viele mehr werden so besonders geschützt.

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Quelle:
Grüne Linie

Foto: adobe.stock.com