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quaponding ist ein interessanter neuer Trend in der Landwirtschaft: die symbiotische Verbindung von Gemüsebau und Fischzucht. Wie das geht? Indem Fische Tomaten ernähren – und andersherum. Der Begriff ist eine Kombination aus den Wörtern Aquakultur und Hydroponik. Darunter versteht man die Aufzucht und Kultivierung von Zier- und Nutzpflanzen, indem die die Wurzeln der Pflanzen in einer Nährlösung hängen, also einem Gemisch aus Wasser und darin gelösten Nährstoffen.
Voraussetzung dafür ist, dass man auf komplett auf chemische oder künstliche Hilfsmittel verzichtet und allein auf natürliche Organismen setzt. Mit ihrer Hilfe stellt sich ein Ökosystem ein, in dem sowohl Fische als auch Pflanzen in Symbiose und Balance in einem (nahezu) geschlossenen Kreislauf miteinander leben und wachsen können. Anders als in der herkömmlichen Landwirtschaft befinden sich beim Aquaponding die Nährstoffe nicht im Boden, sondern sind gelöst in dem zirkulierenden Wasser des Systems. Hilfreiche und nützliche Bakterienarten zersetzen sowohl Futterreste, Pflanzenabfälle und insbesondere die Ausscheidungen der Fische, die innerhalb des sogenannten Nitrifikationszyklus zu Nitrat verarbeitet werden, was den natürlichen Dünger für die Pflanzen entspricht. Das durch die Pflanzen “gereinigte” Wasser fließt anschließend zurück zu den Fischen und schließt somit den Kreislauf.
Das Ergebnis ist ein umweltfreundliches, natürliches und ressourcensparendes System, mit dem unabhängig von äußeren Umständen (Klima, Bodenbeschaffenheit, Lage, etc.) hochwertige Nahrungsmittel frei von jeglichen Chemikalien, wie Pestiziden, Herbiziden und Fungiziden, produziert werden können. Solche Systeme werden umso wichtiger, je stärker die Weltbevölkerung und ihr Ressourcenbedarf an Wasser, Land und Nährstoffen wachsen. Hier können solche innovativen, nachhaltigen Methoden der Lebensmittelproduktion wichtige Beträge leisten.
Ein Forschungsteam am Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei in Berlin hat das Konzept des Aquapondings vor zwei Jahren bereits umgesetzt. Für die Kombination von Fischzucht und dem erdlosen Anbau von Gemüse haben die Forscher das computermodell-basiertes Konzept INAPRO entwickelt, das an große und kleine landwirtschaftliche Betriebe angepasst werden kann. In der Praxis ist die Aquaponik ein ausgewogenes Geben und Nehmen: Aus dem Wasser der Fischzucht werden die Stoffwechselprodukte der Fische herausgefiltert und von Mikroorganismen in Dünger für die Pflanzen umgewandelt. Im Gewächshaus sammeln Kondensationsfallen das Verdunstungswasser der Pflanzen auf, so dass es den Fischen wieder zugeführt werden kann. Außerdem hilft das in der Fischzucht entstehende CO2 den Pflanzen beim Wachsen. Auf diese Weise ermöglicht das INAPRO-System eine nahezu emissionsfreie, nachhaltige Nahrungsmittelproduktion. Es wurde bereits in Probeanlagen in Deutschland, Spanien, Belgien und China umgesetzt.
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Quellen:
Bundesministerium für Bildung und Forschung
www.pflanzenfabrik.de
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